gescannte Bilder und Drucke mit der Beeinflussung

 

 

Sadegh Hedayat

Die blinde Eule

Tauchgang in schwarze Mystik

 

 

 

 

"Es gibt Wunden, die in der Einsamkeit--der Lepra gleich--an der Seele nagen und zehren.

Darüber kann man mit niemanden reden,

denn für alle Welt sind diese Schmerzen seltsame und unglaubwürdige Ereignisse.

Und wenn einer über sie spricht oder schreibt, so bemühen sich die Leute --

in Bahnen der allgemeinen Meinung, die sie ja auch sonst teilen -, dies nur

mit einem spöttisch zweifelnen Lächeln abzutun.........."

 

"....Doch ach es war kein Sonnenstrahl, sondern nur ein flüchtiger Schein,

eine Sternschnuppe, die in der Gestalt einer Frau, vielmehr eines Engels aufstrahlte.

Und in diesem Lichte sah ich einen Augenblick lang, wirklich nur für eine Sekunde,

all das Unglück meines Lebens in seiner ganzen Größe.

Dann verschwand der Lichtschein wieder in einem dunklen Strudel; denn er mußte ja vergehen.

Nein, dieses flüchtige Glänzen konnte ich nicht festhalten"

" ...Es ist seltsam und fast unglaubhaft, aber ich weiß nicht , warum der Gegenstand all meiner Bilder immer derselbe ist.

Immer zeichne ich eine Zypresse, unter der ein buckliger Greis hockt, wie ein indischer Yogi in seinen Mantel gehüllt.

Um seinen Kopf ist ein Turban gewunden, und er hält - Erstaunen ausdrückend- den linken Zeigefinger an die Lippen.

Ihm gegenüber steht ein Mädchen in einem langen, dunklen Gewand, weit vorgebeugt, um ihm eine Windenblüte zu reichen;

denn ein Bach fließt zwischen ihnen........"

 

"Von morgens bis abends beschäftigte ich mich damit

Federkästen zu bemalen. Meine Zeit verwandte ich nur aufs Malen

und den Genuß von Alkohol und Opium

Diese lächerliche Beschäftigung, Federkästen zu bemalen

hatte ich gewählt, um mich zu betäuben und die Zeit

totzuschlagen...."

 

"::Mir kam eine ganz neue, unvergleichliche Landschaft vor Augen,

die ich weder im Traum noch im wachen Zustand je gesehen:

zerklüftete Berge, seltsame, fremdartige Bäume , verkrüppelt

und unheimlich, waren auf beiden Seiten jetzt zu erkennen.

Dazwischen aschgraue Häuser in dreieckiger, viereckiger

und kegelförmiger Gestalt, mit kleinen, dunklen Fenstern ohne Scheiben.

Die Fensterhöhlen glichen den wirren Augen eines Menschen im Fieberwahn.

Ich weiß nicht , was die Wände an sich hatten, daß sie mir Kälte und Gleichgültigkeit

bis an Herz trieben......."

 

"Keine Öffnung nach außen, kein Luftloch war zu sehen. Das viereckige Loch in der Wand

war versperrt und sah aus wie die übrige Mauer, als sei sie nie dagewesen.

Ich nahm den Hocker zu Hilfe.

Aber sosehr ich auch die Wand abklopfte und horchte, sosehr ich auch mit der Lampe suchte --

ich fand nicht die geringste Spur eines Durchblicks.

Es war nutzlos, auf diese dicke, massive Wand einzuschlagen, die mir wie ein Block aus Blei vorkam."

 

"Von all den Ansichten der Stadt habe ich vor meinem Fenster diese eine:

den Laden eines armseligen Schlächters, der jeden Tag nichts als zwei Hammel verkauft.

Immer wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich den Schlächter.

Jeden Tag werden frühmorgens zwei schwindsüchtige Schindmähren vor den

den Laden getrieben........Auf jeder Seite der Gäule hängt ein Hammelkadaver"

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